Herbert W. Franke: Den Neugierigen gehört die Welt
Herbert W. Franke: The world belongs to the curious
Kunst hat immer mit Mathematik zu tun, soll Herbert W. Franke einmal gesagt haben. Der österreichische Medienkunstpionier reagierte damit auf seine Kritiker, die sich damals, in den 1950er-Jahren sicher waren, dass sich Maschinen nicht dafür eignen würden, Kunst zu schaffen.
Art always has to do with mathematics, Herbert W. Franke is supposed to have once said. The Austrian media art pioneer was responding to his critics who, back in the 1950s, were certain that machines were not suitable for creating art.
Aber genau diese Symbiose zwischen Mensch und Maschine, Kunst und Wissenschaft lebte Franke sein ganzes Leben lang vor.
But it was precisely this symbiosis between man and machine, art and science, that Franke exemplified throughout his life.
Nachzusehen ist das in einer kürzlich im Linzer Francisco Carolinum eröffneten Ausstellung, die sich spielerisch mit dem „Visionär" auseinandersetzt. © Bild: Francisco Carolinum Linz/Herbert W.
This can be seen in an exhibition that recently opened at the Francisco Carolinum in Linz, which takes a playful look at the "visionary". © Image: Francisco Carolinum Linz/Herbert W.
Franke Geboren wurde Franke 1927 in Wien, wo er auch Physik, Chemie und Philosophie studierte und 1950 mit einem Thema der theoretischen Physik (Elektronenoptik) zum Doktor der Philosophie promovierte.
Franke Born in 1927 in Vienna, where he also studied physics, chemistry, and philosophy, earning a doctorate in philosophy in 1950 with a topic in theoretical physics (electron optics).
Anschließend war er von 1951 bis 1956 bei der Firma Siemens in Erlangen tätig, wo er an der Spitze der Forschung tätig war. Vor allem die ersten und noch raumfüllenden Computer haben es ihm angetan.
He then worked at Siemens in Erlangen from 1951 to 1956, where he was at the forefront of research. He was particularly taken with the first and still space-filling computers.
Er erkannte früh, dass man diese neuen Technologien immer auch für andere Zwecke nutzen kann – unter anderem auch für Kunst.
He realized early on that these new technologies could always be used for other purposes - including art.
Und so wurde Franke zum Computerkünstler der ersten Stunde - er experimentierte 1952 zunächst mit generativer Fotografie, nutzte aber bereits 1954 zuerst einen analogen Computer und dann ab den sechziger Jahren die ersten Großrechner für seine abstrakte „algorithmische“ Kunst nach mathematischen Prinzipien.
And so Franke became a computer artist of the first hour - he first experimented with generative photography in 1952, but as early as 1954 he first used an analog computer and then, starting in the 1960s, the first mainframe computers for his abstract "algorithmic" art based on mathematical principles.
Bereits 1967 entwickelte Herbert W. Franke gemeinsam mit dem Programmierer Georg Färber einen Algorithmus, der sich überlappende, verbundene Vierecke zeichnete. Heutzutage werden diese Arbeiten als Pionierleistung im Bereich der derzeit in aller Munde befindlichen NFT-Kunst gefeiert.
As early as 1967, Herbert W. Franke, together with programmer Georg Färber, developed an algorithm that drew overlapping, connected quadrilaterals. Nowadays, this work is celebrated as a pioneering achievement in the field of NFT art, which is currently on everyone's lips.
Der 95-jährige Herbert W. Franke hat die Ausstellung auch noch selbst mitgestaltet. © Bild: Francisco Carolinum Linz/Herbert W. Franke Dass dem 95-Jährigen nun ausgerechnet in Linz eine umfassende Schau gewidmet ist, ist kein Zufall.
The 95-year-old Herbert W. Franke also helped to design the exhibition himself. © Photo: Francisco Carolinum Linz/Herbert W. Franke It is no coincidence that a comprehensive exhibition is now dedicated to the 95-year-old in Linz, of all places.
Denn Franke ist mit der oberösterreichischen Landeshauptstadt eng verbunden.
After all, Franke has close ties with the Upper Austrian capital.
Aus der Idee einer Computerkunstschau, die Franke ursprünglich für das Wiener Künstlerhaus entwarf, entstand 1979 in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Intendant des ORF-Landesstudios Oberösterreich, Hannes Leopoldseder († 2021), das Ars Electronica Festival.
The idea of a computer art show, which Franke originally designed for the Vienna Künstlerhaus, gave rise to the Ars Electronica Festival in 1979 in collaboration with Hannes Leopoldseder († 2021), former director of the ORF regional studio in Upper Austria.
Seinem Interesse am Inneren vieler Dinge ist er auch als Höhlenforscher nachgegangen, wie man in der Ausstellung gleich zu Beginn nachlesen und -sehen kann.
He also pursued his interest in the inside of many things as a speleologist, as you can read and see in the exhibition right at the beginning.
Die Erkenntnis, "der Altersbestimmung von Stalagmiten mit Hilfe der C14-Methode, aber auch seine theoretisch hergeleitete Annahme von Höhlen auf dem Mars werden wohl als seine größte wissenschaftliche Leistung angesehen", heißt es im Ausstellungstext.
The realization "of the age determination of stalagmites using the C14 method, but also his theoretically derived assumption of caves on Mars are probably considered his greatest scientific achievement," the exhibition text says.
Geht man einen Raum weiter, macht man dann mit einer anderen Welt von Franke Bekanntschaft: seiner "Z-Galaxy". Dabei handelt es sich um einer mit seiner Frau Susanne Päch aufgebauten und betriebenen 3D-Welt, einem Areal wechselnder Ausstellungen auf der Internet-Plattform Active Worlds. © Bild:
If you go one room further, you will then make the acquaintance of another of Franke's worlds: his "Z-Galaxy". This is a 3D world built and operated with his wife Susanne Päch, an area of changing exhibitions on the Internet platform Active Worlds. © Image:
Francisco Carolinum Linz Die unendlichen Möglichkeiten, die die Zukunft bereithalten könnte, hat er auch in seinen zahlreichen Science-Fiction-Geschichten ausgelotet. :
Francisco Carolinum Linz He also explored the infinite possibilities that the future might hold in his numerous science fiction stories. :
Dass er diese überhaupt veröffentlichte, geschah eher zufällig, wie die Kuratorin Genoveva Rückert bei einem Ausstellungs-Rundgang dem KURIER erzählt. Der Verleger Wilhelm Goldmann wollte, so Rückert, in Deutschland das Science-Fiction-Genre einführen und bat Franke, ihm dabei zu helfen.
That he published them at all happened rather by chance, as curator Genoveva Rückert tells KURIER during a tour of the exhibition. According to Rückert, the publisher Wilhelm Goldmann wanted to introduce the science fiction genre in Germany and asked Franke to help him.
Und Franke lieferte. Sein Buch "Der grüne Komet" (1960) ist ein Meilenstein in der Geschichte der deutschsprachigen Science-Fiction-Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg. Neben zahlreichen Fach- und Sachbüchern entstanden so auch preisgekrönte Sci-Fi-Romane.
And Franke delivered. His book "Der grüne Komet" (1960) is a milestone in the history of German-language science fiction literature after World War II. In addition to numerous technical and non-fiction books, this also resulted in award-winning sci-fi novels.
Franke wurde über die Jahre von einer scheinbar unermüdlichen Neugierde angetrieben. Er selbst hat stets den technischen Fortschritt für seine Kunst genutzt. 1954 konzipierte er etwa einen Analogcomputer für die Grundrechenarten, den er für Kunstexperimente einsetzte.
Franke has been driven over the years by a seemingly tireless curiosity. He himself always used technical progress for his art. In 1954, for example, he designed an analog computer for basic arithmetic, which he used for art experiments.
Ein Oszillograf diente als Drucker. In den Sechzigerjahren konnte er einen Großrechner für seine Werke nutzen, in den Achtzigerjahren arbeitete er mit der Deutschen Luft- und Raumfahrtbehörde zusammen, um an starke Computer zu kommen.
An oscilloscope served as a printer. In the sixties, he was able to use a mainframe computer for his works, and in the eighties he worked with the German Aerospace Agency to obtain powerful computers.
Er gehörte zu den ersten, der Bilder digitalisierte und so verfremdete.
He was one of the first to digitize images and alienate them in this way.
"Ich begann in den fünfziger Jahren mit programmierter und instrumenteller bildender Kunst zu arbeiten, und wechselte von analogen zu digitalen Computern, von mechanischen Plottern zu hochauflösenden Bildschirmen, von Schwarzweiß zu großen Farbpaletten, von zwei zu drei Dimensionen und sogar von Standbildern zu Animation und Interaktivität, weil die Technologie es mir ermöglichte, diese Methoden anzuwenden."
"I started working with programmed and instrumental visual art in the 1950s, moving from analog to digital computers, from mechanical plotters to high-resolution screens, from black and white to large color palettes, from two to three dimensions, and even from still images to animation and interactivity because technology allowed me to use these methods."
Mit diesem Satz fasst Franke in der Ausstellung seine außergewöhnliche Karriere, sein Leben für die Wissenschaft, Forschung und Kunst zusammen. In Zusammenarbeit mit Herbert W.
With this sentence Franke sums up his extraordinary career, his life for science, research and art in the exhibition. In collaboration with Herbert W.
Franke und seiner Ehefrau Susanne Päch wurde eine bunte und abwechslungsreiche Schau geschaffen, in der man sich einen guten Überblick über das umfassende und enorm vielfältige Werk des Medienpioniers verschaffen kann.
Franke and his wife Susanne Päch, a colorful and varied show has been created in which one can get a good overview of the comprehensive and enormously diverse work of the media pioneer.
Ausstellung: "Herbert W. Franke Visionär" - noch bis 12. Juni im Francisco Carolinum Linz, Museumstraße 14. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen: 10 bis 18 Uhr, Infos unter www.ooekultur.at.
Exhibition: "Herbert W. Franke Visionary" - until June 12 at the Francisco Carolinum Linz, Museumstraße 14. Opening hours: Tuesday to Sunday and holidays: 10 a.m. to 6 p.m., info at www.ooekultur.at.
Zur Person: Herbert W. Franke studierte an der Universität Wien Physik, Mathematik, Chemie und Philosophie und promovierte 1951 in theoretischer Physik. Anschließend zog Franke nach Deutschland.
Personal details: Herbert W. Franke studied physics, mathematics, chemistry and philosophy at the University of Vienna and received his doctorate in theoretical physics in 1951. Franke then moved to Germany.
Ab 1956 beschäftigte er sich mit elektronischer Grafik und experimenteller Fotografie und seit 1969 schließlich mit Computerkunst. 1979 war er Mitbegründer des Ars Electronica Festivals in Linz.
From 1956 he was involved with electronic graphics and experimental photography, and from 1969 finally with computer art. In 1979 he co-founded the Ars Electronica Festival in Linz.
Franke hat bis heute seine mehr als 50 Werkserien bei über 200 Ausstellungen gezeigt, darunter auch auf der Biennale von Venedig. Als passionierter Vermittler lehrte er Computerkunst an der Universität München (1973–1998) und an der Akademie der Künste München (1984–1998).
To date, Franke has shown his more than 50 series of works at over 200 exhibitions, including the Venice Biennale. A passionate mediator, he taught computer art at the University of Munich (1973-1998) and at the Academy of Arts in Munich (1984-1998).
Mehr als 50 Bücher zu Kunst, Wissenschaft und Science-Fiction, über 200 Short Storys und zudem 150 Zeitschriften-Artikeln sowie wissenschaftlichen Publikationen gehen auf sein Konto.
He has written more than 50 books on art, science, and science fiction, more than 200 short stories, and 150 magazine articles and scientific publications.
Mit seinen Zukunftserzählungen und -romanen war Franke bereits 1960 in der Reihe „Goldmanns Zukunftsromane“ vertreten, dann ab den Siebzigern zwanzig Jahre lang in der „Phantastischen Bibliothek“ des Suhrkamp Verlags, derzeit erscheint eine Werkausgabe bei pmachinery.de.
Franke's stories and novels about the future were included in the series "Goldmanns Zukunftsromane" as early as 1960, and then in the "Phantastische Bibliothek" of Suhrkamp Verlag for twenty years from the seventies onward; an edition of his works is currently being published by pmachinery.de.
